Buch. "Während sich der Strompreis an der Leipziger Strombörse halbiert hat, haben die Energieriesen ihre Strompreise nun erhöht", sagte Martin Schachtl zur Begrüßung des gut besuchten Vortrags der Neuen Liste Buch "Vom Atomstrom zum Naturstrom", der vergangene Woche im Gasthaus Kuttenlochner stattfand. Der Referent, Josef Gerbl vom Bund Naturschutz in Velden befasst sich schon seit längerer Zeit mit den Hintergründen der Stromproduktion und den Schattenseiten der Kernenergie.
So werde die Kernenergie als CO2-neutrale Energieform angepriesen. Während dies für die Stromerzeugung weitgehend richtig sei, sei die Urangewinnung beispielsweise in Afrika sehr energieaufwändig, da die Erze sehr geringe Urananteile hätten (weniger 0,1 Prozent).
Josef Gerbl wies darauf hin, dass die Abbauregion durch das Aufbereiten des uranhaltigen Gesteins weiträumig radioaktiv verseucht werde und hochradioaktive Seen aus der Nassaufbereitung die Abbauregion durchzögen. Die Lebenserwartung der Bevölkerung beträgt in etwa 40 Jahre.
Auf der anderen Seite müsse auch die Endlagerung betrachtet werden, für die es bis heute weltweit keinen Lösungsansatz gebe. Derzeit lagerten die in Castorbehälter abgefüllten ausgebrannten Brennstäbe im Zwischenlager in Ohu. Josef Gerbl hegte die Befürchtung, dass aus diesem Zwischenlager vielleicht ein Endlager werde, das ebenso wie das Atomkraftwerk Isar 1 kaum einem Flugzeugabsturz standhalten würde.
Demgegenüber stehe die Sonnenenergie, die in Form von Windenergie, Biomasse, Wasserkraft, Solar und auch die Geothermie in Europa um ein vielfaches mehr Energie liefere, als wir Menschen benötigen. Für Josef Gerbl seien die Vorteile vor allem beim Klimaschutz, bei den Arbeitsplätzen und dem Gewinn für die lokale Wirtschaft zu sehen, da Energieträger nicht mehr importiert werden müssten, der Gewinn bleibt im Lande.
Angesichts einer Umfrage, wonach sich in allen politischen Parteien große Mehrheiten für die rasche und umfassende Einführung der Erneuerbaren Energie aussprechen, brachte der Referent wenig Verständnis für die Entscheidung der Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke auf, da derzeit sowieso schon ein beträchtlicher Stromüberschuss erzeugt werde.
Die Begründung, dass die Kosten des Erneuerbare Energiengesetzes (EEG) für die Strompreiserhöhung ursächlich seien, sei aus seiner Sicht nicht nachvollziehbar. Nur 0,2 Prozent des bundesdeutschen Haushaltskorbs müssten die Bürger für die Umlage der EEG ausgeben.
Des Weiteren soll die EEG-Umlage bis 2020 wieder deutlich gesenkt werden. Im Strommix 2020 sollen der Anteil der Erneuerbaren Energien von derzeit 17 Prozent auf 47 Prozent anwachsen, während der Anteil der Kernenergie im gleichen Zeitraum von derzeit 23 Prozent auf 1 Prozent zurückgehen soll.
Die Laufzeitverlängerung, so warf der Referent ein, verschiebe diese Perspektive um Jahrzehnte nach hinten. Daher sollen die Bürger den Automausstieg selber machen und durch Wechsel des Stromanbieters den großen Konzernen das Geld für Investitionen in Kern- und Kohlekraftwerke entziehen.
Da die Ökostromanbieter direkte Verträge mit den Energieerzeugern, vor allem Wind, Biomasse und Wasserkraft, abgeschlossen hätten, seien die Strompreise teilweise niedriger als bei den großen Gesellschaften. Durch Zertifikate, die die Stromerzeugung aus Erneuerbare Energien bei den Naturstromanbietern prüft, sei gewährleistet, dass die Naturstromanbieter nur Strom aus Erneuerbaren Energiequellen beziehen. Darüber hinaus muss ein Anteil des bezahlten Strompreises in Erneuerbare Energien investiert werden, so dass dadurch der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert werde. Mit einigen Tabellen und Grafiken stellte Josef Gerbl die unterschiedlichen Stromtarife gegenüber. Eine rege Diskussion schloss sich noch an den Vortrag an, einige Gäste nahmen auch die Gelegenheit wahr, den Stromanbieter zu wechseln. Weitere Informationen sind auf der Internetseite www.neue-liste-buch.de oder auf der Internetseite www.atomausstieg-selber-machen.de nachzulesen und auch schriftliches Informationsmaterial zum Anbieterwechsel wird vorbereitet.
Verf.: Günther Raschel